120 zusätzliche Lehrerstellen für die Inklusion

Senat erhöht die Zahl der Lehrerstellen bereits zum neuen Schuljahr

Für die bessere Förderung von Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Bereichen Lernen, Sprache und emotional-soziale Entwicklung (LSE) wird der Senat Hamburgs Grund- und Stadtteilschulen 120 zusätzliche Lehrerstellen zur Verfügung stellen. Damit erhöht der Senat die geplante LSE-Förderung um ein Sechstel von rund 685 auf rund 805 zusätzliche Lehrerstellen. Bildungssenator Ties Rabe wird die entsprechenden Pläne aus der Koalitionsvereinbarung morgen im Schulausschuss der Bürgerschaft genauer erläutern.

Nach den Plänen der Schulbehörde sollen die Stadtteilschulen 75 und die Grundschulen 25 zusätzliche Lehrerstellen bekommen, weitere 20 Stellen dienen als Feuerwehrreserve zur temporären Unterstützung der Schulen. Rabe: „Für die Förderung von Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf stellt der Senat den Grund- und Stadtteilschulen damit insgesamt rund 1.135 Lehrerstellen zur Verfügung, davon rund 805 für die LSE-Förderung und rund 330 für die Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen. Damit haben Hamburgs Schulen für die Inklusion künftig rund 13 Prozent mehr Personal als gleich große Schulen ohne Inklusion. Im bundesweiten Vergleich sind unsere Schulen hervorragend ausgestattet.“

Die Lehrerstellen für die LSE-Förderung werden den Grundschulen wie bisher nach einem festen Schlüssel zugewiesen, der sich nach der sozialen Lage und der Zahl aller Schülerinnen und Schüler richtet. Die bisherigen Zuweisungsschlüssel werden entsprechend erhöht. Für die Stadtteilschulen wird dagegen ein neues Verfahren für die Personalzuweisung eingeführt. Künftig bekommen die Stadtteilschulen zur LSE-Förderung in den Klassenstufen 5 bis 10 rund 85 Lehrerstellen pro Klassenstufe.

Die stabile Personalressource von 85 Lehrerstellen wird bei jedem Start der neuen fünften Klassen auf die einzelnen Stadtteilschulen entsprechend der Zahl ihrer LSE-Schülerinnen und –Schüler aufgeteilt und wächst mit dem Aufstieg der Klassenstufe bis in Klassenstufe 10 mit. Im folgenden Schuljahr wiederholt sich dieser Prozess. Die Zahl der förderbedürftigen Schülerinnen und Schüler wird vor jeder Einschulung in Klasse 5 mit einem neuen Diagnoseverfahren genau ermittelt.

Bildungssenator Ties Rabe: „Wir erhöhen damit nicht nur die Zahl der Lehrerstellen für die LSE-Förderung, wir stellen mit dem neuen Zuweisungsverfahren für die Stadtteilschulen zugleich eine genauere und bedarfsgerechtere Personalausstattung sicher. Davon profitieren vor allem solche Stadtteilschulen, die deutlich mehr Schülerinnen und -Schüler mit LSE-Förderbedarf aufnehmen, als bislang angenommen. Es profitieren aber auch die sensiblen und wichtigen Eingangsklassen 5 und 6. Denn nach dem alten Zuweisungssystem waren ausgerechnet diese Eingangsklassen mit nur rund 62 Lehrerstellen für die LSE-Förderung deutlich schlechter ausgestattet als die höheren Klassen. Mit dem neuen Personalschlüssel werden alle Klassenstufen gleich gut ausgestattet.“

Die neue verbesserte Förderung an Grund- und Stadtteilschulen wird erstmals mit Beginn des Schuljahres 2015/16 den neuen Klassenstufen Vorschule, 1 und 5 zugewiesen und entsprechend im nächsten Schuljahr mit den neuen Klassenstufen Vorschule, 1 und 5 fortgesetzt.

Die zusätzlichen Lehrerstellen sind einer von mehreren Schritten zur weiteren Verbesserung der Inklusion. Dazu zählt auch, dass ein Expertenteam aus erfahrenen Schulleitungen, Schulaufsichten, Behördenvertretern und Schulpraktikern alle Grund- und Stadtteilschulen besucht, vor Ort Gespräche führt und die Schulen berät. Die Experten haben bereits ihre Arbeit aufgenommen und die ersten Schulen besucht. Ein weiterer Baustein in diesem Gesamtkonzept ist ein erweitertes Schulungsangebot, das derzeit vom Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) ausgearbeitet wird und sich an alle Kollegien der inklusiven Schulen richtet.

Rabe: Inklusion mittlerweile auf gutem Weg

Bildungsssenator Ties Rabe: „Die 2010 gestartete Inklusion ist mittlerweile auf einem guten Weg. In vielen Schulen fördern die Kollegien mit großem Engagement und Erfolg Kinder aller Begabungen. Dabei sind vorbildliche Klassengemeinschaften und Unterrichtskonzepte entstanden, die allen Kindern bessere Chancen bieten. Insbesondere Kinder und Jugendliche mit LSE-Förderbedarf nutzen die neuen Angebote der allgemeinen Schulen. Von 2010 bis 2014 sank ihre Zahl an den Sonderschulen um 2.044 Schülerinnen und Schüler. Im gleichen Zeitraum stieg allerdings die Zahl der LSE-Schülerinnen und -Schüler an Grund- und Stadtteilschulen um 4.308.

Grund für dieses Missverhältnis sind zu einem kleineren Teil fehlerhafte Diagnosen, zu einem größeren Teil aber Aufhellungen eines Dunkelfeldes. Seit Einführung der Inklusion werden erstmals auch solche Kinder als förderbedürftig gemeldet, deren Förderbedarf früher nicht erkannt oder nicht gemeldet wurde, beispielsweise aus Unwissenheit oder um dem Kind die Abschulung auf eine Sonderschule zu ersparen. Die jetzt erstmals gemeldeten Kinder wurden bislang noch nie gefördert, sondern im Regelunterricht mit Bordmitteln beschult. Um auch sie zu fördern, hat der die Senat die Zahl der Lehrerstellen jetzt noch einmal erhöht.“

Hintergrund

Im letzten Schuljahr vor Einführung der Inklusion 2010 wurden an Hamburgs Schulen 5.727 Schülerinnen und Schüler mit LSE-Förderbedarf gefördert: 4.693 an Sonderschulen und 1.034 an allgemeinen Schulen, darunter rund 696 in den 348 integrativen Regelklassen. Das entsprach damals rund 4,1 Prozent der Schülerschaft in den Klassenstufen 0 bis 10. Diese Quote war bereits zehn Jahre zuvor nachgewiesen worden und blieb jahrelang konstant.

Im laufenden Schuljahr 2014/15 meldeten Hamburgs Schulen dagegen insgesamt 8.031 LSE-Schülerinnen und Schüler: 5.342 an den Grund- und Stadtteilschulen in Vorschulklassen sowie den Klassen 1 bis 10, 40 an Gymnasien und weitere 2.649 an den Sonderschulen. Das entspricht einer Quote von 5,6 Prozent. Der deutliche Anstieg der Gesamtzahl aller Schülerinnen und Schüler mit LSE-Förderbedarf um 2.304 in nur vier Jahren ist zu einem Teil auf fehlerhafte Diagnosen, zu einem größeren Teil aber auf ein verändertes Meldeverhalten der Schulen zurückzuführen. So wird an den Schulen heute genauer hingesehen, und es werden viele Schülerinnen und Schüler als förderbedürftig gemeldet, die in der Vergangenheit nicht gemeldet und nicht gefördert wurden.

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